Schweinfurt (Bayern) – [–>Er kletterte auf einen Strommast, kettete sich dort fest – und sorgte so dafür, dass sich die Sprengung der Kühltürme des stillgelegten Kernkraftwerks in Grafenrheinfeld verzögerte.
„Ich wollte ein Zeichen setzen“, sagt Andreas F. (37), als ihn BILD nach dem Warum fragt.
„Atomgegner tranken Champagner“
Andreas F. arbeitete sechs Jahre in der Forschung, bevor er Aktivist wurde: „Mein Gebiet ist die nukleare Entsorgung. Ich bin ein Befürworter von Atomenergie“, sagt er. Daher wollte er mit der Kletteraktion ein Zeichen setzen gegen den Abriss der Anlage in Bayern. „Gerade auch deswegen, weil viele Atomgegner dort waren und Champagner tranken.“
Atom-Andi, der Kernkraft-Kleber!
War es eine geplante Aktion? „Nein, ich habe das kurzfristig entschieden und bin erst am Donnerstag von[–> [–>Karlsruhe (Baden-Württemberg) aus los gefahren. Es hat mir auch niemand geholfen.“
Als F. im Ort war, habe er sich erst einmal im Wald mit seiner Kletterausrüstung versteckt: „Die Polizei hat alles abgesucht. Auch mit einem Helikopter.“ Aber sie fand ihn nicht.
Also schritt der 37-Jährige zur Tat. „Ich bin ins Sperrgebiet zu einem Strommast und hinauf geklettert.“ In seiner Nähe hätten viele Polizisten gestanden. „Die haben mich aber irgendwie nicht entdeckt. Also habe ich mein Megafon genommen und in ihre Richtung gerufen.“ Nicht, dass die Türme MIT IHM gesprengt werden. Doch niemand habe ihn wahrgenommen.
Freund rief Polizei
Andreas F.: „Ich bekam langsam Angst, dass die sprengen und ich bin weiter auf dem Mast.“ Er griff zum Handy, schrieb einem Freund: „Hole doch mal bitte die Polizei.“ Plötzlich wimmelte es von Beamten.
„Ich sagte ihnen, ich komme vielleicht runter, wenn ihr mir den Kraftwerksleiter holt. Das hat die Polizei dann gemacht“, sagt Atom-Andi. Mit dem Leiter habe es dann ein kurzes, aber „lautes“ Streitgespräch über Kernkraft gegeben.
F.: „Einer sagte, man könne die Atomkraft doch nicht mehr retten, was das Ganze also solle? Mir ist auch klar, dass ich damit die Sprengung nicht verhindern konnte, aber mir war das als Zeichen gegen diese Atompolitik wichtig.“
Und dann holten sie Andreas F. herunter. Mithilfe eines Gabelstaplers und zweier Polizisten.
Mit Blaulicht und in Handschellen ging es nach Schweinfurt (Bayern) aufs Revier. Andreas F.: „Ich wurde ziemlich korrekt und gut behandelt. Zirka drei Stunden war ich dort. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich“, sagt der Aktivist.
Die Polizei ermittelt jetzt wegen des Verdachts auf Nötigung und Hausfriedensbruch.
Atom-Andi hätte sich gewünscht, dass vielleicht auch die Klima-Kleber zum Kraftwerk gekommen wären: „Sich hier festzukleben und das AKW zu retten, das hätte dem Klima wirklich genutzt.“
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